Erinnerung hieß Widerstand – Gegen das Vergessen
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Erinnerung hieß Widerstand – Gegen das Vergessen

Erinnerung hieß Widerstand – Gegen das Vergessen

Sondervorstellung im KinoLaden Oldenburg

Zum Geburtstag von Elsa Schwarz (1934–2025)

„Fritz lebt“ – ein Film von Elke Baur

19 & 20. November 2025 · jeweils um 19:00 Uhr

Ich möchte heute an eine besondere Frau erinnern – eine Frau, die in dunklen Zeiten den Mut fand, Widerstand gegen die Nazis zu leisten, ohne dabei jemals ihre Liebe zu den Mitmenschen zu verlieren.

Sie trug eine stille Schönheit in sich und eine besondere Haltung, die nicht nur in ihrer äußeren Erscheinung, sondern vor allem in ihrem Wesen sichtbar wurde.

Die Jahre der Verfolgung und das Erleben tiefen Traumas hatten sie vorsichtig, manchmal misstrauisch gemacht – doch hinter dieser Zurückhaltung verbarg sich ein Herz voller Wärme und Mitgefühl.

Sie war stets bescheiden, niemals aufdringlich, und doch war ihre Präsenz spürbar. Wir konnten uns immer auf sie verlassen.

An Wochenenden oder auf Flohmärkten begegneten wir uns – kleine, unscheinbare Augenblicke, die in Wahrheit von großer Bedeutung waren.

Im Februar dieses Jahres ist sie von uns gegangen.

Ihr Mut, ihre Würde und ihre stille Stärke werden jedoch in unserer Erinnerung weiterleben – als leises, aber kraftvolles Zeugnis, dass Menschlichkeit selbst in den dunkelsten Zeiten Bestand haben kann.

Erinnern bedeutet auch, dem Vergessen zu widerstehen. Solche Lebensgeschichten müssen bewahrt werden – für uns, für die kommenden Generationen und gegen die Gefahr, dass Geschichte sich wiederholt.

Ich hoffe, dass sie in dieser Form in Erinnerung bleiben wird – auch wenn die Stadt es oft schwer macht, besonderen Menschen ohne Lobby den Platz in der Geschichte zu geben, den sie verdienen.

Wenn Sie mit diesen Worten einverstanden sind, bitte ich darum, sie an Bekannte, Freundinnen und Freunde weiterzugeben und so das Andenken zu bewahren und zu verbreiten.

Schönheit und Widerstand – Ein Leben zwischen Verfolgung, Flucht und Familie

Elsa Schwarz, geboren am 21. November 1934 in Löhningen, wuchs mit ihren Eltern und mehreren Geschwistern in einem Haus auf, das ihre Familie für 99 Jahre gepachtet hatte.

Ihre frühe Kindheit wurde jedoch jäh unterbrochen: Mit sieben Jahren erkrankte sie schwer, kam ins Krankenhaus und geriet dort ins Visier der nationalsozialistischen Zwangsmaßnahmen gegen Sinti und Roma. Geplant war ihre Sterilisation – doch ihre Mutter holte sie heimlich aus dem Krankenhaus und versteckte die Familie monatelang im Moor. Die erlittenen Verletzungen heilten nie vollständig und belasteten sie ein Leben lang.

Nach ihrer Rückkehr war das Zuhause zerstört. Die Familie lebte fortan im Wohnwagen, zog mit Pferdegespannen durchs Land. In dieser Zeit verlor Elsa ihren Vater, der im Zweiten Weltkrieg durch eine Explosion ums Leben kam.

Später erlebte sie, wie enge Angehörige in verschiedene Konzentrationslager verschleppt wurden – darunter Auschwitz, Birkenau, Esterwegen und Bergen-Belsen. Viele Familienmitglieder überlebten nur knapp, manche wurden für tot gehalten und tauchten erst Jahre später wieder auf.

Elsa selbst sprach zeitlebens nur selten und bruchstückhaft über ihre Lagererfahrungen. Sie berichtete von den stickigen, überfüllten Viehwaggons ohne Nahrung und Wasser, in denen Menschen wie Vieh zusammengepfercht wurden.

Sie erzählte von Experimenten an Sinti-Kindern, bei denen selbst Kleinigkeiten wie Augenfarbe Anlass zu grausamen medizinischen Versuchen wurden.

Mit 15 Jahren heiratete Elsa früh, um Sicherheit und ein geregeltes Leben zu haben. Sie bekam sieben Kinder, die in verschiedenen Städten zur Welt kamen – von Jever über Oldenburg bis Recklinghausen. In den 1970er-Jahren ließ sich die Familie schließlich in Oldenburg nieder.

Elsa war bekannt für ihre Genauigkeit und Ordnungsliebe. Gleichzeitig blieb sie, geprägt von den traumatischen Erfahrungen ihrer Jugend, vorsichtig und misstrauisch.

Dennoch bewahrte sie sich bis ins Alter ihre Selbstständigkeit und die enge Bindung an ihre Familie.

Ihr Leben ist ein stilles, aber kraftvolles Zeugnis von Überlebenswillen, innerer Schönheit und tiefer Verwurzelung in einer Gemeinschaft, die trotz schwerster Verfolgung ihre Menschlichkeit bewahrte.

Farschid Ali Zahedi  von team werkstattfilm in Oldenburg